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2009

1. Grenzgänger Theatertage, 10. bis 21. November 2009

Theater Apropos · München KLEINER MANN WAS NUN? nach Fallada / Dorst
Kultur auf Rädern · München MAN BAUT SEIN HAUS NICHT AUF EINE STRASSE
Theater Thikwa · Berlin MAX UND MORITZ – Eine anarchische Hommage an Wilhelm Busch
Die Blindgänger · München WILDWECHSEL nach Tschechow
TheA-Theateratelier · München PHILOS UND SOPHIA – eine philosophisch inspirierte Collage
Phönix aus der Asche · München WIE LICHT SCHMECKT von Friedrich Ani
Deutsches Gehörlosentheater · München BEATRIX VON DER HOHEN WACHT
Theater Brût · Passau VERRÜCKTE STÜHLE – Eine theatralische Sitzanordnung
Präsentation des Anti-Stigma-Kunstkalenders 2010

Presseschau

Applaus November 2009

Das Handicap als Stärke
Mit den Grenzgänger Theatertagen gibt das Münchner TamS Theater künftig integrativen Theatergruppen ein Podium

1998 wurde das Theater Apropos gegründet, aus der Idee heraus, einen Raum zu schaffen, in dem sich Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen und in der Psychiatrie professionell Tätige (Psychiater, Sozialpädagogen) ohne therapeutischen Anspruch begegnen. Theater kann durch die Übernahme und das spielerische Umgehen mit anderen, neuen Rollen ohne therapeutischen Anspruch zur Entfaltung personaler Freiheit führen. Und Theater bietet im Spiel einen Freiraum für unbefangenes Begegnen miteinander und vor Publikum. Die Aufmerksamkeit richtet sich auf Möglichkeiten und Fähigkeiten, nicht auf vermeintliche Handicaps. Ein Handicap kann hier zur besonderen Stärke werden. Unter der künstlerischen Leitung und professionellen Regie von Anette Spola und Rudolf Vogel des TamS Theaters spielen zwölf bis 15 Menschen mit seelischen Erkrankungen (schizophrene Psychosen, schwere Depressionen) und Therapeuten gemeinsam Theater. Die Kerntruppe (der Wunsch jedes Theaterleiters) ist seit zehn Jahren zusammen und hat sich eine Professionalität erarbeitet, die gemeinsame Projekte mit Berufsschau-spielern ermöglicht zu beidseitiger Bereicherung. Das Pfund, mit dem die Apropos-Darsteller wuchern, ist ihre Authentizität, die den Zuschauer über den rein theatralischen Effekt hinaus berührt, betonen Spola und Vogel. Fünf Produktionen wurden bisher zur öffentlichen Aufführung gebracht. Ihre neueste Produktion „Kleiner Mann, was nun?“ nach Hans Fallada eröffnet am 10. November die Grenzgänger Theatertage im TamS-Theater. Acht Theatertruppen und ein blindes Blasorchester sind mit dabei – die Münchner „Kultur auf Rädern“ oder „Phönix aus der Asche“ mögen dem einen oder anderen ein Begriff sein. Zwei Gastspiele kommen aus Berlin und Passau. Mit den Grenzgänger Theatertagen möchte das TamS Theater künftig regionalen und überregionalen Theatergruppen ein regelmäßiges Podium (zweimal jährlich) in der Theaterlandschaft geben.

 

Abendzeitung 6. November 2009

Besondere Fähigkeiten
„Wir sind Grenzgänger – und dabei grenzenlos“, sagt die Theatermacherin Anette Spola. Sie meint damit ihre Vorbereitungen für das Festival „Grenzgänger“. Ihr Ziel ist es, Menschen mit Behinderung eine Bühne für ihre Kunst zu geben.

In der Gruppe Apropos spielen Psychiatrie-Erfahrene neben Psychiatern. „Da merken Sie keinen Unterschied“, scherzt Spola. Aber auch Gehörlose und Blinde werden neben Nichtbehinderten auf der Bühne stehen. Die Regisseurin Sacha Anema erzählt von der besonderen Herausforderung für ihre Gruppe Die Blindgänger. Die Sehbehinderten müssen jede Bühne erst einmal intensiv kennenlernen. Das bedeutet einen enormen zeitlichen Mehraufwand.

Die Festival-Aufführungen reichen von Fallada (zur Eröffnung) über Tschechow bis zu Herbert Rosendorfer und Friedrich Ani sowie eigenen Stücken. Ein Konzert der Blinden Musiker München beschließt die Theatertage am 21. November. Mit von der Partie sind neben sieben Münchner Theatervereinen auch das Theater Thikwa aus Berlin und das Theater Brut aus Passau. Aber es sind nicht nur Künstler mit Behinderung, die in diesen Gruppen Integration und künstlerische Selbstentfaltung erfahren. Die Gruppe Kultur auf Rädern bietet auf der Basis einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme die Möglichkeit für Langzeitarbeitslose, sich beruflich zu orientieren.
Was die einzelnen Gruppen vor allem unterscheidet, sei die Zielsetzung, erklärt Carola Wisnet vom Theateratelier. Ihr Projekt „Philos und Sophia – Eine philosophisch inspirierte Collage“ wird innerhalb einer vom Bezirk Oberbayern finanzierten Tageseinrichtung für Menschen mit Psychiatrie-Erfahrung realisiert. Im Gegensatz zu Kultur auf Rädern steht im Theateratelier der Prozess im Vordergrund, nicht das Ziel einer Aufführung. Dass es nun im Rahmen des Festivals „Grenzgänger“ zu Aufführungen kommt, ist etwas Besonderes für Protagonisten und Macher und ein großes Verdienst der Organisatoren des TamS-Theaters.

Grenzgänger Theaterfestival • TamS Theater

Haimhauserstraße 13 a • 80802 München
089 34 58 90 • tams@tamstheater.de